Einer, der in den Fernseh-Triellen gar nicht eingeladen war, wird nach der Bundestagswahl mit großer Wahrscheinlichkeit im Fokus stehen: Christian Lindner. Dem FDP-Chef wird in den Wochen nach der Wahl womöglich die Rolle des Kanzlermachers zufallen. Ob Jamaika- oder Ampel-Koalition – in vielen Konstellationen wird es ohne die Liberalen nicht gehen.
Entsprechend gespannt wurde Lindners Auftritt nur elf Tage vor der Bundestagswahl beim WELT-Wirtschaftsgipfel erwartet. Lindner ließ am Rande des Gipfels eine klare Präferenz für eine bürgerliche Koalition erkennen – sparte aber auch nicht mit Spitzen gegen die Union von Armin Laschet. „Ich bewerte das Programm der Union positiv, das geht in die richtige Richtung“, sagte der FDP-Chef.
Aber: „Die Union hat in den vergangenen 16 Jahren wenig marktwirtschaftliche Impulse gesetzt, CDU und CSU haben sich daran beteiligt, den Wohlstand zu verteilen, aber die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, da haben wir wenig gehört.“ Das scheine sich jetzt zu ändern, viele Punkte des Unionsprogramms kenne er aus dem eigenen Programm, die Wähler sollten sich aber besser für das Original entscheiden.
„Wir kennen das Programm, vieles davon ist deckungsgleich, da sollten die Leute gleich das Original FDP wählen“, empfahl Lindner. Schließlich müsse man nach der langen Regierungszeit der Union „Zweifel anmelden hinsichtlich der Ernsthaftigkeit“ der nun vorgestellten Vorschläge.
Wer auf eine Festlegung auf ein mögliches Regierungsbündnis oder gar das Ausschließen bestimmter Koalitionen wie der Ampel gewartet hatte, wurde enttäuscht. Allerdings machte Lindner klar, dass die Differenzen zu den möglichen Partnern einer Ampel-Koalition groß wären.