Schleswig-Holstein – Christopher Vogt zu „Mathe stark machen“

In seiner Rede zu TOP 26 (Mathe stark machen) erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:

Vogt
Christopher Vogt

„Die jüngste IQB-Studie hat bundesweit bei den untersuchten Dritt- und Viertklässlern in der Tat eine verheerende Entwicklung aufgezeigt – beim Lesen und Schreiben, aber gerade auch im Fach Mathematik. Rund 20 Prozent der Kinder schaffen nicht einmal mehr die Mindeststandards und das ist eine wirklich problematische Grundlage für deren weitere Schullaufbahn. Die Pandemie war dabei mit Sicherheit alles andere als förderlich, aber der Trend zeigt ja schon länger nach unten und es gibt eine Reihe von weiteren Ursachen. So kann und darf es nicht weitergehen.

Es muss jetzt alles dafür getan werden, um diesen fatalen Trend endlich umzukehren. Dabei kommt dem wichtigen Fach Mathematik eine ganz zentrale Rolle zu. Die Qualität des Mathematik-Unterrichts muss flächendeckend besser werden und da ist die Landesregierung gefordert, dafür die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen: Mathematik ist bekanntermaßen besonders angstbehaftet. Das muss aber nicht so sein und dem muss man meines Erachtens viel stärker als bisher begegnen. Ich habe da leider auch so meine Erfahrungen gemacht, wobei ich letztendlich immerhin noch Wirtschaftsingenieur geworden bin.

Was kann man tun? Zunächst einmal müssen sich die Lehrkräfte gerade in den Grundschulen wieder stärker auf den Unterricht und hier vor allem auf die Kernfächer konzentrieren können. Und wir brauchen auch mehr Unterrichtsstunden in den Grundschulen. Wir hatten da in der Jamaika-Koalition bereits Fortschritte gemacht, diesen Weg muss man weitergehen. Der Bildungsausschuss empfiehlt dem Landtag ja in dieser Tagung die Annahme unseres FDP-Antrages für eine Qualitätsoffensive für die Grundschulen. Das freut uns sehr, allerdings soll dies ja in etwas abgeänderter Fassung passieren. Die Koalition hatte für ihre Zustimmung darauf bestanden, dass bei dem Punkt ‚eine Stunde Unterrichtszeit mehr für die Grundschulen‘ das Wort ‚schnellstmöglich‘ gestrichen wird und dass auch die von uns und von den Wissenschaftlern, die die Kultusministerkonferenz beraten, geforderten frühzeitigen Untersuchungen der Kinder ab drei Jahren gestrichen werden sollen. Ich habe nicht ganz verstanden, warum die Koalition diese beiden wichtigen Punkte streichen wollte.

CDU und Grüne wollen nun interessanterweise jeweils eine zusätzliche Unterrichtsstunde Deutsch und Mathe in den Klassenstufen 1 und 2 prüfen. Ich finde die Idee ja grundsätzlich sympathisch. Der Kollege Balasus hatte sich ja auch schon kürzlich für mehr Unterricht im Fach Mathematik eingesetzt. Ich denke aber, im Fach Mathematik wäre es erst einmal sehr wichtig, dass dieses Fach auch tatsächlich von ausgebildeten Fachlehrkräften unterrichtet wird. Das ist leider nicht mehr selbstverständlich. Und wo ausreichend Personal vorhanden ist, finde ich den Vorschlag von SPD und SSW gut, auf eine Doppel-Besetzung zu setzen, um mehr individuelle Förderung zu ermöglichen

Es braucht für besseren Mathematik-Unterricht ohne Frage mehr Ressourcen. Das sehen wir z.B. auch in Hamburg, das bei der IQB-Studie immerhin eine bemerkenswerte, positive Überraschung war, wofür man dort allerdings auch viel getan hat – das muss man wirklich anerkennen. Wir müssen den Unterrichtsausfall gerade in den Grundschulen noch viel engagierter bekämpfen. Man muss den Ganztag auch hier als Chance sehen. Man kann auch Apps einsetzen, damit Kinder spielerisch lernen können, gerne auch schon in den Kitas!

Man sollte das Projekt ‚Mathe macht stark‘ und andere Programme ausweiten. Die lehrkräftebildenden Hochschulen müssen finanziell besser ausgestattet werden. Die Lehrerausbildung und -fortbildung müssen insgesamt verbessert und sinnvoll ausgeweitet werden. Man sollte die Lernmaterialien überprüfen. Und meiner Meinung nach sollte man auch viel stärker – ähnlich wie in Hamburg – auf systematische Datenerhebungen setzen und mit diesen Daten dann auch etwas Sinnvolles anfangen, um den Unterricht qualitativ zu verbessern und Ressourcen möglichst sinnvoll einzusetzen. Herr Balasus schrieb kürzlich in seiner wirklich bemerkenswerten Pressemitteilung zu diesem Thema: ‚Eine gute und zielführende Bildungspolitik muss praxistauglich sein und sich an den wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.‘ Da sind wir uns einig! Deshalb stimmen Sie heute unserem Antrag zu! Es geht uns nicht um markige Worte, sondern um konkrete Maßnahmen und die Weiterentwicklung und Ausweitung eines wichtigen Programms des Landes. Dem Koalitionsantrag, der sehr kurzfristig vorgelegt wurde, könnten wir auch unsere Zustimmung geben, aber ich denke, es würde wirklich Sinn machen, beide Anträge noch einmal im Ausschuss weiter zu beraten.“

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