Der niedersächsische Umweltminister überrascht in der vergangenen Woche mit Aussagen zur Wolfspolitik. Wenig glaubwürdig finden Gero Hocker und Jan-Christoph Oetjen.
Die beiden stellvertretenden Landesvorsitzenden der FDP Niedersachsen sind in der letzten Woche mit Verwunderung über ein Interview des niedersächsischen Umweltministers Christian Meyer gestolpert. Es müsste möglich sein, Wölfe zu schießen hieß es da aus dem Munde des Ministers und sogar weiter „Dafür brauchen wir aber die Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes von Bund und EU.“
Hocker und Oetjen sind in der Bundestags- und der europäischen Fraktion beide aktiv beim Thema Wolf und kennen sich mit den Feinheiten des Bundesumweltschutzes und der FFH-Richtlinie aus. Beide haben sich bereits in der niedersächsischen Landtagsfraktion für ein aktives Bestandsmanagement von Wölfen eingesetzt und erreicht, dass der Wolf in das niedersächsische Jagdrecht aufgenommen wurde.
„Es ist ein bekanntes und erprobtes Verfahren der rot-grünen Landesregierung, Verantwortung an Bund oder Europa abzugeben, um sich vor politischen Entscheidungen zu drücken. Dies ist jedoch Hohn und Respektlosigkeit gegenüber den vielen besorgten Weidetierhaltern in Niedersachsen.“ erklären die beiden versierten Agrarpolitiker Hocker und Oetjen.
Hocker verdeutlicht: “Der Koalitionsvertrag der Ampel formuliert ausdrücklich die wissenschaftliche Feststellung der Gesamtpopulation und das “aktive Bestandsmanagement”. Beidem widersetzt sich ausgerechnet Meyers grüne Amtskollegin Steffi Lemke seit fast zwei Jahren.
„Die EU hat längst die Möglichkeit zur Entnahme gefährlicher Wölfe geschaffen und auch einem sinnvollen Bestandsmanagement steht nichts im Wege, dafür bedarf es aber der Feststellung des günstigen Erhaltungszustands auf EU-Ebene, initiiert durch die Bundesregierung.“ führt der Europapolitiker Oetjen aus.
„Der Minister muss lediglich seine Parteifreundin im Bundesministerium bitten, das Verfahren zur Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes in Gang zu setzen. Vielleicht eignet sich da ein Telefonanruf eher, als Bekanntmachungen über die Presse“, ergänzt der agrarpolitische Sprecher der FDP Bundestagsfraktion Gero Hocker.
Jägerschaft und Weidetierhalter in Niedersachsen kennen den aggressiven Protest grüner Lobbyverbände auf Entnahmeversuche von gefährlichen Wölfen. Hocker und Oetjen können die Zurückhaltung des niedersächsischen Umweltministers daher gut verstehen.
„Wenn man allerdings die Abwägung zwischen Wolfsschutz und Schutz der Weidetierhaltung und damit des Artenschutzes, Pflege der Kulturlandschaft und des Küstenschutzes macht, dann liegt auf der Hand, welche politische Entscheidung ansteht.“ mahnt Oetjen. Hocker fordert den niedersächsischen Umweltminister auf, seine guten Kontakte in diese Lobby zu nutzen, um diese klaren Vorteile für Natur- und Umweltschutz zu erklären und so eine Eskalation von dieser Seite zu verhindern.
„Egal von welchem Standpunkt man kommt, am Ende aller Überlegungen kann man nur zu einem Ergebnis kommen: Wir brauchen in Niedersachsen ein aktives Bestandsmanagement für den Wolf.“ resümieren Hocker und Oetjen.
Die beiden niedersächsischen Liberalen sichern dem Umweltminister jedenfalls die volle Unterstützung bei diesem dringend notwendigen politischen Schritten zu. Die FDP, und insbesondere unser besonders betroffener niedersächsische Landesverband, setzt sich seit Jahren auf allen politischen Ebenen für einen realistischen Umgang mit dem Wolf ein.
Es ginge nicht darum, den Wolf auszurotten, sondern um ausgewogene Politik, die auch die Weidetierhaltung und den Küstenschutz nicht außer Acht lässt. Ob in der Kommunal-, der Landes-, der Bundes- oder der Europapolitik, wir Liberalen fordern eine Abkehr von der romantisierenden Wolfsschutzpolitik hin zu einem echten Weidetierschutz.
Und setzen damit ein klares Bekenntnis für Artenvielfalt, Pflege der Kulturlandschaft und Küstenschutz.