FDP und Lauterbach geraten heftig aneinander

 Lauterbach und FDP lassen in Corona-Streit die Fetzen fliegen

Karl Lauterbach (SPD) spricht bei der Haushalts-Beratung des Etats vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz im Deutschen Bundestag.
Karl Lauterbach: Der SPD-Gesundheitsexperte bekam sich auf Twitter mit FDP-Politiker Marco Buschmann in die Haare.© Bernd von Jutrczenka/picture alliance/dpa

Christian Lindner (FDP) verurteilt den vorsichtigen Weg in der Corona-Pandemie. Karl Lauterbach (SPD) stellt sich dagegen. Und der Lockdown-Zoff beginnt.

München – „Was für ein Kitsch“, schimpft SPD*-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bei Twitter, „von der FDP* kommt einfach immer nur Druck, die Geschäfte zu öffnen. Man sagt ‚Freiheit‘ und meint ‚Umsatz‘.“ Dazu teilt er den bissigen Kommentar eines Users zur Pressekonferenz von FDP-Chef Christian Linder.

„Was für ein Kitsch“: Lauterbach schimpft über Lindners Corona-Vorschläge

„Und es sterben Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen, die unseren Schutz dringend brauchen. Dazu ruinieren viele Jüngere ihr Leben mit Long-Covid*“, fügt Lauterbach an.

Lindner, der seine Gedanken zum Lockdown in einem langen Gastbeitrag für den Spiegel festgehalten hat, fährt seit Monaten eine klare Linie. Dafür musste er schon teils herbe Kritik einstecken. Im Oktober war CSU-Chef Markus Söder der größte Streitpartner. Seinen AfD*-Vergleich nahm ihm Lindner sehr übel. Kubicki und Buschmann konterten für die FDP ebenfalls heftig.

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Auch heute springt der parlamentarische Geschäftsführer Buschmann seinem Parteivorstand sofort zur Seite. Er antwortet spitz auf Lauterbachs Vorwurf.

„Freiheit ist kein Kitsch. Existenznot ist kein Kitsch“, stört sich Buschmann offenbar vor allem an einem Wort, „es gab mal eine SPD, für die Freiheit und wirtschaftliche Existenz der Menschen mehr als nur Kitsch war.“ Er fügt an: „PS: Niemand hat sich so früh und so intensiv für den Schutz vulnerabler Gruppen eingesetzt wie die FDP.“

Lockdown-Zoff: Öffnen oder Schließen? FDP fordert mehr Einfluss

Die FDP will also öffnen, die SPD zulassen? Buschmann erklärt nicht, das Lindner nicht einfach nur auf Öffnungen pocht. Der FDP-Chef wird in erster Linie nicht müde zu betonen, dass er die Diskussionen um Corona-Maßnahmen im Parlament führen will. Hinter den geschlossenen Türen der Minister-Konferenz fehlt ihm der Einfluss der Opposition.

Kritik am Handeln der Bundesregierung übt Lindner aber natürlich auch. „Bei der Suche nach Auswegen aus dem Lockdown blockiert die Regierung sich selbst“, schreibt er in seinem Spiegel-Beitrag. Die Wirtschaftshilfen hätten rechtzeitig und großzügig ausbezahlt werden müssen, Schüler bräuchten schon längst Förderung. Lindner fordert vor allem einen Plan, die Folgen der Pandemie einzudämmen und eine Perspektive für mögliche Öffnungen.

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Soweit dürfte Karl Lauterbach noch wenig einzuwenden haben. Die massive FDP-Kritik an der Beurteilung der Corona-Zahlen in Deutschland wird den Gesundheitsexperten da eher in Rage bringen. In einem 7-Stufen-Plan schlägt die FDP ein komplett neues Ampelsystem* vor. Entgegen der aktuellen Regierungslinie, werden die Inzidenz*-Grenzen da eher nach oben angepasst.

Die eigentliche und sehr schwierige Streifrage bleibt also doch: Jetzt die Wirtschaft unterstützen oder in der Krise weiter vorsichtig sein? Diese Diskussion wird FDP und SPD sicherlich noch lange beschäftigen.

 

Quelle:

Frankfurter Rundschau   –   04.03.21   –   17:00 Uhr

 

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