Zur Forderung von Bildungsministerin Karin Prien nach einer Kita-Pflicht, erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:
„Irgendjemand in der Landesregierung sollte Karin Prien dringend erklären, dass sie für die Kitas ungefähr so sehr zuständig ist wie für die Baumschulen – nämlich gar nicht. Die Bildungsministerin sollte den alarmierenden Absturz der Leistungen in den Grundschulen jetzt weder schönreden noch versuchen, die Verantwortung dafür abzuschieben. Man kann sich gut vorstellen, was im zuständigen Familienministerium los war, als man dort dieses Interview gelesen hat. Anstatt Nebelkerzen zu werfen und mit ollen Kamellen ihre Kabinettskollegin Touré zu nerven, sollte Karin Prien schlichtweg ihre Hausaufgaben machen: Unsere Grundschulen müssen durch mehr Stunden pro Woche und besseren Unterricht gestärkt werden. Die Lehrkräfte müssen sich wieder stärker auf ihre Kernaufgabe – also hochwertigen Unterricht – konzentrieren können. Die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte muss verbessert und die Digitalisierung beschleunigt werden, so dass zum Beispiel Lernapps sinnvoll eingesetzt werden können. Der Bildungserfolg unserer Kinder darf nicht vom Elternhaus oder vom Wohnort abhängen. Die bisherigen Aufholprogramme reichen offensichtlich nicht aus, um die Auswirkungen der Pandemie auszugleichen. Diese Herausforderung ist leider deutlich größer. Die Unterrichtsversorgung muss insbesondere an den Grundschulen dauerhaft verbessert und Schulen mit besonderen sozialen Herausforderungen und einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund müssen vom Land noch stärker unterstützt werden. Es hilft auch nicht, die Inklusion als Problem auszumachen, sondern das Bildungsministerium muss die Umsetzung der Inklusion verbessern.
Eine Kita-Pflicht wurde schon oft diskutiert und aus bekannten Gründen immer wieder verworfen. Richtig ist, dass eine frühe Sprachförderung sehr wichtig für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn ist. Aus diesem Grund fordern wir auch deutlich mehr Engagement von der Landesregierung für den Erhalt der Sprachkitas. Eine weitere Verbesserung der Beratung und der Angebote erscheint mir sinnvoll. Auch die weitere Senkung der Kita-Gebühren, die die Landesregierung so vehement ablehnt, würde den Kita-Besuch für einige Familien attraktiver machen. Unsere Kitas haben jedoch vor allem mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Bei einer größeren Ausbildungsoffensive war Karin Prien in der letzten Wahlperiode nun wirklich keine Hilfe. Dies darf sich nicht wiederholen, wie auch die jüngste Studie der Bertelsmann-Stiftung deutlich macht. Und was sollen bei Priens Forderung nach einer Kita-Pflicht eigentlich die Eltern denken, die seit Monaten auf einen Kita-Platz warten? Für diese Familien sind solche unausgegorenen Vorstöße doch ein blanker Hohn.“