Der landwirtschaftspolitische Sprecher der niedersächsischen FDP-Landtagsfraktion, Hermann Grupe, sieht durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine eine Zeitenwende auch in der Ernährungssicherheit. „Mitten in Europa tobt ein verbrecherischer Angriffskrieg. Das größte europäische Land überfällt das Zweitgrößte mit gnadenloser Brutalität auch gegen die Zivilbevölkerung. Diese bis vor kurzem noch unvorstellbare Situation führt bei uns zu nie für möglich gehaltenen politischen Entscheidungen. Wir liefern Waffen, prüfen den verlängerten Einsatz der Atomenergie und kaufen LNG-Gas in Katar. Die Energiesicherheit steht im Fokus, aber was ist mit der Ernährungssicherheit, jetzt, wo die ‚Kornkammer Europas‘ bombardiert wird“, fragt Grupe. Die EU habe bereits signalisiert, dass sowohl der Green Deal als auch Farm to Fork ausgesetzt werden sollen. „Deutschland muss mitziehen. Laut der Uni Kiel würden bei der Umsetzung des Green Deal weitere 60 Millionen Tonnen Produktion verloren gehen. Die EU würde damit vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur werden, die Mengen würden weiter verknappt, die Preise weiter angeheizt und die Ärmsten der Armen wären zunehmend durch Hunger bedroht“, so Grupe.
Er fordert nicht nur die Unabhängigkeit von russischem Gas und Rohöl, sondern auch von Agrarrohstoffen und Düngemitteln aus Russland und den von Russland beherrschten Gebieten. „Es muss uns gelingen, mehr Nahrungsmittel auf begrenzter Fläche zu produzieren, ohne den Natur- und Umweltschutz aus den Augen zu verlieren. Flächenstilllegungen, eine Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und die Mangelernährung der Pflanzen sind in der aktuellen Situation nicht akzeptabel. Wir brauchen jetzt jeden landwirtschaftlichen Betrieb und müssen eine leistungsfähige Tierhaltung und Weidewirtschaft fördern. Die Landwirte brauchen jetzt mehr denn je klare Zukunftsperspektiven“, weiß Grupe. Angesichts der erheblich zurückgegangenen Düngemengen, die in Niedersachsen beim Stickstoff bereits 37 Prozent unter den Werten von 2015 lägen und der massiv gestiegenen Düngerpreise sei die Angst vor einer Überdüngung völlig unbegründet und widerlegt.
Hintergrund: Am gestrigen Mittwoch hat die FDP-Fraktion im Landtag Niedersachsen den Antrag „Ernährungssicherheit erhöhen – Agrarpolitik neu ausrichten“ in den Landtag eingebracht.