Die FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag will einen Energie-Lockdown an den Hochschulen im kommenden Wintersemester verhindern. Der wissenschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Lars Alt, fordert anlässlich des Semesterbeginns eine bessere Grundfinanzierung, eine höhere Finanzautonomie und einen Energiekostenausgleich für die Hochschulen. „Erst mussten unsere Studierenden zum Infektionsschutz vier Semester im Lockdown lernen, nun steht ein neuer Teil-Lockdown wegen der Energienotlage im Raum. Mehr Distanzlehre oder eine verlängerte Winterruhe würde die steigenden Energiekosten den Studierenden aufbürden. Zwei Jahrgänge haben die Hochschulen nur vor dem Computer und von zu Hause aus erlebt. Diese Abstriche können wir uns bei der Ausbildung der WissenschaftlerInnen und der Fachkräfte von morgen nicht leisten – gerade wegen der Krisendichte des 21. Jahrhunderts. Wir Freie Demokraten fordern eine bessere Grundfinanzierung der Hochschulen, volle Autonomie über einmal ausgezahlte Finanzmittel, einen pauschalen Inflationsausgleich für Sachmittel und einen Energiekostenausgleich“, erklärt Alt.

Die Hochschulen stünden vor einer Pattsituation: Je höher ihr gesellschaftlicher Nutzen durch Forschungserfolge ist, desto mehr Energie verbrauchen sie, zum Beispiel über Großgeräte. Dennoch steige die Grundfinanzierung nicht mit der Forschungstätigkeit an. „Die Pandemie, die Wirtschaftskrise, der Klimawandel und die Energiekrise können nur mit der Wissenschaft bewältigt werden. Gleichzeitig weisen die Hochschulen als Orte der Lehre und Forschung einen besonderen Energiebedarf auf und sind daher stark von den steigenden Energiepreisen betroffen. Die Beheizung und Belichtung von Arbeitsräumen sowie weiterer Energiebedarf zum Betrieb von Laboren und Forschungsgeräten sind unumgänglich für die Aufrechterhaltung der wissenschaftlichen Arbeit und Lehre. Das können die niedersächsischen Hochschulen bei steigenden Energiepreisen und bei einer seit Jahren zu knappen Grundfinanzierung nicht stemmen. Die im Jahr 2019 eingeführte globale Minderausgabe war ein Fehler, der sich in Krisenzeiten umso mehr rächt. Wenn sich das Wissenschaftsministerium nicht um einen finanziellen Ausgleich bemüht, werden die Hochschulen vom Land gezwungen, bei den Studierenden als erstes zu sparen“, führt Alt abschließend aus.
Hintergrund: Bei den Hochschulen wird mit Energiekostensteigerungen um 100 % gerechnet, was bei einer Reihe von Hochschulstandorten zweistellige Millionenbeträge ausmacht. Bundesweit haben mehrere Hochschulen eine verlängerte Winterruhe angekündigt – darunter auch Hochschulen in Niedersachsen. Der niedersächsische Wissenschaftsminister Thümler schlug bundesweit als erster Wissenschaftsminister eine verlängerte Winterpause von vier Wochen vor, um Energie zu sparen. Das beträfe rund ein Viertel der Vorlesungszeit im kommenden Wintersemester.